Die Idee hinter Open Access ist, dass öffentlich geförderte Forschungsprojekte ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit frei zugänglich machen sollen. Kritisiert werden die hohen Preise für Fachbücher und Fachzeitschriften großer Wissenschaftsverlage, die ihre Vormachtstellung ausnutzen. Über Open Access, so das Argument, können Arbeiten schneller und effizienter verbreitet und somit der Austausch zwischen WissenschaftlerInnen erheblich gefördert werden. Darüber hinaus behalten AutorInnen nicht nur das Urheberrecht, sondern auch das Nutzungsrecht. Über Creative Commons-Lizenzen können sie frei darüber verfügen, wie ihre Arbeiten genutzt werden dürfen. Zahlreiche Förderprogramme wie z.B. das EU-Programm Horizon 2020 oder die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördern und fordern inzwischen Open Access.
Open Access bedeutet nicht, dass Texte wahllos online gestellt werden und einfach kostenlos verfügbar sind. Die Qualität der Texte (Stichwort Lektorat und Peer Review) und vor allem der Zugriff müssen gewährleistet werden. D.h. sie müssen sichtbar und im Netz auffindbar sein, über eine entsprechende Verschlagwortung und Verknüpfung mit Publikationsplattformen – eine Aufgabe, die bislang Bibliotheken übernommen haben. Außerdem müssen sie meiner Meinung nach auch lesbar, also verständlich sein. Aus diesem Grund habe ich meine Original-Dissertation, die ich für den Abschluss des Promotionsverfahrens eingereicht und auf das Universitätsrepositorium hochgeladen habe, für die Online– und die POD-Veröffentlichung zusammen mit einer Lektorin gründlich überarbeitet, neu gegliedert und entschlackt. Ich habe aus der Arbeit ein „Buch“ gemacht. In der Regel werden Dissertationen mit wenigen bis gar keinen Änderungen direkt über einen Verlag veröffentlicht. Um die Arbeit einem internationalen Publikum zugänglich zu machen, arbeite ich derzeit an einer Übersetzung, die Ende 2016 unter dem Titel Chick Flicks. Film, Feminism and Aesthetic Experience bei Palgrave Macmillan erscheint.
Trotz der Vorteile, die ein kostenfreier Zugang zu Forschungsergebnissen für alle mit sich bringt, ist Open Access zweischneidig. Zum Beispiel verdienen manche Verlage dadurch doppelt: erstens über die AutorInnengebühr (APC – article processing charge), die AutorInnen – oftmals mit Zuschuss einer öffentlichen Institution, eines Instituts, einer Uni oder der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) – Verlagen bezahlen, damit ihr Artikel oder Buch kostenfrei zugänglich gemacht wird, und zweitens über den Verkauf der Zeitschriften, in denen die Artikel ebenfalls erscheinen. In den Debatten für und wider Open Access ist zu unterscheiden, ob es sich um einzelne Beiträge oder Monographien handelt. Für Open Access-Artikel können Publikationsgebühren in Höhe von ca. 3000 Euro anfallen, je nach Renommee der Zeitschrift oder des Repositoriums, bei Monographien können es bis zu 15.000 Euro sein, je nach Verlag. Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie Verlage ihre Arbeit (im besten Fall Lektorat, Satz, Produktion, Marketing) finanzieren sollen, wenn die Texte kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Manche Verlage setzen auf Crowdfunding durch WissenschaftlerInnen oder Bibliotheken und/oder kalkulieren mit dem Gewinn durch den POD-Verkauf. In der Regel ist es so, dass WissenschaftlerInnen mittlerweile ohnehin die Verlagsarbeit selbst übernehmen und ihre Manuskripte produktionsfertig einreichen müssen. BefürworterInnen von Open Access behaupten oft, Verlage seien mit den digitalen Produktions- und Distributionsmöglichkeiten überflüssig geworden. Fest steht, mit der zunehmenden Digitalisierung verändern sich Arbeitsweisen und Publikationsstrukturen. Und damit auch die Rolle von Verlagen, Bibliotheken und WissenschaftlerInnen. Diese Veränderungen müssen diskutiert werden.